Mein Vorschlag wäre, in der Diskussion über einen "neuen LK-Modus" sauber zu trennen zwischen Vorschlägen, die tatsächlich Legionskriege wieder interessanter machen können und anderen, aus denen eher nur die Gier nach neuen Belohnungen und/oder der Neid auf die Belohnungen anderer zu sprechen scheint. Und leider findet die Diskussion bisher fast auschließlich auf der zweiten Ebene statt.
Wenn ich mir ein Bild der realen Legionskriege (und ihrer Defizite) machen will, dann schau ich mir als erstes die laufenden Kriege an. Das, was ich jetzt in diesem Moment da finde, ist ein Bild, dass allen Forumsleser sehr vertraut ist:
15 Kriege, von denen 3 noch nicht angefangen haben. Unter den restlichen 12 sind nur 2, wo beide Seiten kämpfen. In diesem Fall sind die beiden Kriege sogar echt umkämpft - oft ist es eher so, dass die unterlegene Seite eher Ehrentore schießt oder vielleicht noch darum kämpft, am Ende des 4.Tags mehr als 10% des Gegners erreicht zu haben.
Ziehen wir 3 ersten Kriege ab, dann zeigt das Bild 24 Legionen im aktuellen "Kampf". Nur die 12 Angreifer und 2 Verteidiger, also 14 Legionen kämpfen tatsächlich. Da wir noch mit Ruhepausen spielen, ist das Bild nicht vollständig; einige Legionen würde gerne schon wieder dabei sein und müssen aber noch warten. Aber dennoch ist das Bild typisch und wir können mit Grund davon ausgehen, dass wir hier 60 bis 80% der in den Legionskriegen aktiven Legionen sehen. Was hieße: dass wir die in LKs aktiven Legionen auf gerade mal etwa 20 ansetzen müssen.
25-30 wäre schon großzügig. Zumal wir noch zwei andere Phänomen hinzu nehmen müssen: zum einen dass in zwei der laufenden Kriegen relativ kurz vor Schluss erst 20 oder 140 Punkte gesammelt wurden. Auch das ist kein seltenes Bild. Hier sollte man wohl von Ausweichkriegen sprechen: Kriege, die nur geführt werden, um nicht von anderer Seite mit Krieg (und x-mal 40 Angriffen pro Tag) überzogen zu werden. Zum zweiten das Phänomen, dass viele Siege auch in belohnten Kriegen unter der Marke von 1.000 Punkten bleiben, also der rechnerischen Minimalgrenze, wo die ersten 5 Plätze mit jeweils mindestens 200 Punkten besetzt wurden und die angesetzten Belohnungen also voll ausgeschöpft werden.
Als letzte interessante Beobachtung könnte man am realen Geschehen noch festhalten, dass Punktergebnisse über 3.000 am ehesten
dort anzutreffen sind, wo Kriege umkämpft sind. Einerseits logisch: es ist fürs Kriegsergebnis relativ sinnfrei, sich an völlig wehrlose Gegner bis in die Erschöpfung zu prügeln. Andrerseits aber findet man durchaus auch 6.000:0 und ähnliche (Zwischen-) Ergebnisse: wo in der Regel dann ein legionsinterner Kampf um die Belohnungsränge statffindet. In wie viel Legionen findet das regelmäßig oder auch nur öfters statt? Stand der Dinge dürfte sein: das sind keine 10 Legionen mehr.
Im Fazit:
- ein drastischer Mangel an aktiven Legionen überhaupt
- eine krasse Schere der Aktivität unter diesen wenigen aktiven Legionen
- eine Reduktion spannender Kriege auf Einzelphänomene
- und ein eindeutiges Bild, dass Aktivität und Belohnungssystem nur schwach aufeinander bezogen sind.
Halten wir mal 4 Gruppen auseinander:
1.) In den hoch umkämpften Kriegen kann man davon ausgehen, dass das Belohnungssystem nur eine untergeordnete Rolle für Aktivität spielt. Stattdessen sieht man dort hohe allgemeine Aktivität: weil die Kriege tatsächlich umkämpft sind, und jeder Beitrag zählt. Das ist nun wahrlich kein verwunderliches "Ergebnis" und heißt schlicht nichts anderes als:
das beste Mittel, um Legionskriege attraktiv zu machen, sind umkämpfte spannende Kriege.
2.) In den Kriegen dagegen, wo ohne "Schuld" des Gegners hohe Punktergebnisse erzielt werden, ist es die Konkurrenz um die Top-5-Plätze, die als Hauptgrund der Aktivität zu sehen ist. Hier funktioniert das Belohnungssystem tatsächlich im gewünschten Sinn (wenn auch eben nur einseitig.)
3.) Außerdem funktioniert das Belohnungssytem natürlich dort, wo Legionskriege um der Belohnungen wegen geführt werden, dann aber zu keinen (kriegerisch gesehen auch absurden) hohen Ergebnissen führen. Schon in diesem Bereich aber ist beachtenswert: dass ein Teil der Top-5-Plätze auffällig häufig nicht besetzt sind, die Belohnungen nicht abgeschöpft werden. Viele Ergebnisse bleiben mager, TROTZ der Belohnungen.
4.) Unter den 80-100 Legionen, die in den Wochenbilanzen noch mit Ehrgewinn geführt werden, haben wir es dagegen in den meisten Fällen mit kriegsunfähigen Legionen zu tun - in die sich auch niemand zwecks "Abgreifen geiler Belohnungen" hinein verliert.
Summe: Legionskriege finden spärlich statt, werden meistens zu Null gewonnen, und sind nur in seltenen Ausnahmefällen echte Kämpfe. (Dann allerdings geht's meist richtig zur Sache.)
Und jetzt die Frage der Fragen: was gibt es da an Verbesserungs-Ideen? Soweit ich sehe ist die reale Antwort: gar keine.
Das, was hier diskutiert wurde, gibt auf diese Frage so gut wie gar nichts her. Und das hat vor allem auch damit zu tun, dass es hier in Wirklichkeit um ganz andere Dinge geht, als Legionskriege wieder interessanter und spannender zu machen. Das, was hier diskutiert wird, dreht sich hauptsächlich um die Punkte: das bestehende System so wie es ist nochmal zu beschleunigen (Ruhepausen weg, kürzere Kriege) und das Belohnungssystem zugunsten der hochaktiven Spieler zu verändern.
Der Effekt der Beschleunigung wäre:
1.) für die umkämpften Kriege: gar keiner. Die werden um den Sieg geführt, da ist nur wenig zusätzlich raus zu reizen. Und die Akteure, die solche Kriege führen können, werden nicht mehr durch die Beschleunigung.
2.) für die Kriege mit legionsinternem Kampf um die Top-5-Plätze: keiner. Es sei denn, dass bei höherer Zahl der Kämpfe die Konkurrenz ab-ebbt und man sich innerhalb der Legion auf "heute du und morgen ich"-Verteilungsschlüssel einigt und die Legionsleiter eine Art Attri-Verteilungssystem (sprich : ein System der Korrumpels) errichten.
3.) für die Kriege, die bei geringerem Level hauptsächlich wegen der Belohnungen geführt werden dürfte dasselbe gelten: warum sich reinhängen, wenn es künftig noch mehr zu verteilen gibt?
4.) wird die Zahl der in LKs inaktiven Legionen gewiss nicht geringer
Der einzige absehbare Effekt beträfe die Legionskriege, die nur als Ausweichkriege geführt werden. Das sind ganz wenige. Und die betreffenden Legionen werden duch die Änderung nicht hauptsächlich aktiver, sondern absehbar (und unter Umständen auch so beabsichtigt) häufigere Opfer. Es wird hier rein gar nichts interessanter. Es wird nur öfter uninteressant. Die Öde und die Langeweile vervielfacht.
Der Effekt der neuen Belohnungssysteme wäre (nach dem stand der bisherigen Ideen):
1.) für die spannenden Kriege: keiner. Die Beteiligten werden kaum mehr machen, werden aber besser belohnt als bisher.
2.) für die Kriege mit legionsinterneme Kampf um die Top-Plätze: da der Anreiz kleiner wird, dürfte oben eher weniger gebolzt werden, dafür insgesamt vielleicht etwas mehr (was aber von der Höhe der zusätzlichen Belohnungen abhängt)
3.) für die Kriege, die um der Belohnungen geführt werden, befürchtet Froydyn glaub ich mit Grund ein nachlassendes Interesse. Das Motiv ist bislang für die meisten Top-Spieler uninteressant und wird wohl noch uninteressanter werden. Die Legionen könnten weiter ausbluten.
4.) Die Inaktiven Legionen werden jetzt erst Recht nicht aktiv.
Die Effekte der neuen Ideen sind in Sachen Aktivitäts-Förderung in allen Szenarien gleich oder nahe Null, in einigen Fällen ist eher ein Nachlassen von Aktivität erwartbar. Die realen Effekte liegen hauptsächlich im Verteilungsbereich.
Wo Kürzungen gefordert werden, bewirken sie eine zusätzliche Umverteilung von den Kleineren zu den Großen. Wo es um neue Belohnungen geht, bewirken sie nichts als neue zusätzliche Gaben für die Höchstaktiven. Diese Belohnungen haben auch nicht eigentlich mit Legionskriegen zu tun: sondern sind bloß ein neuer, auf LKs bezogener Name für eine Erhöhung der Kampfbelohnungen. Die Hochkativen machen nicht mehr, sondern kriegen mehr für das, was sie eh schon tun. Aber ... man kriegt nie halt genug.
Und passend zum realen Inhalt wird hier auch nicht ermutigend und anregend diskutiert, sondern in Form einer Neid-Debatte, wo von Seiten der Hochaktiven mit erheblichen Schmähungen gegen andere vorgegangen wird. Statt Vorteile zu preisen und andere mit ins Boot zu nehmen, werden Kritiker zu "Hass"-Objekten und seitenweise mit Niedrig- und Widerwärtigkeiten belästigt. Statt einer Kultur des Bessermachens für viele erleben wir einen aggressiven Kampf, in dem Spieler mit anderen Interessen nur verunglimpft werden.
Wie oben gezeigt sind im großen Artyria gerade mal noch 20 Legionen in den LKs aktiv. Die Änderungsideen aber werden aber in Form eines Kriegs der TOPs gegen Kleinere geführt. Was kann da wohl das Ergebnis sein?
Übrigens: Ich habe letztens IN DIESER DISKUSSION eine Idee geäußert, die wirklich auf bessere Kriege hinaus laufen könnte: nämlich die Idee, die Akteure zu verändern und statt der gegenwärtigen Legionen kleinere Einheiten gegeneinander kämpfen zu lassen. Machbar wäre das durchaus. Man könnte z.B. viertel- oder halbjährlich neue Mannschaften quer zu den bestehenden Legionen bilden, die dann in einer Art Ligasystem gegeneinander antreten. Ich geb zu, ich hab das provokativ vorgebracht, weil ich an der Bereitschaft der Top-Legionen gezweifelt habe, sich auf so etwas einzulassen. Auf jeden Fall aber war das eine Idee, die auf tatsächliche Veränderung der Kampfbedingungen selber und damit auf spannendere Kämpfe zielte. - Und? Habt ihr mitbekommen, was mit der Idee geschehen ist? Sie ist von einem Moderator, der in dieser Diskussion als Befürworter der alten Ideen auftrat, herausgenommen worden! Ohne Angaben von Gründen übrigens. Echt ...