Ein Wanderer schlenderte zielstrebig, aber in gemässigtem Tempo durch die Wälder, ein eisiger Wind wehte von Westen her und liess die weiten Kleider des eher kleingewachsenen Kerls flattern. Seine braun-weissen Hosen im Schachbrettmuster wurden durch einen einfachen, ledernen Gürtel am Körper gehalten, die Füsse steckten in bequemen, mit Wolle und Stroh gestopften Wanderschuhen. Sein Oberkörper wurde durch ein weites Wollhemd und einen Überwurf mit Kapuze vor der Kälte geschützt. Das Gesicht hatte er unter einem rotbraunen Schal verborgen, nur die klaren, dunkelbraunen Augen waren zu sehen. Doch er wäre ein Narr gewesen, wäre er in diesen Zeiten ausserhalb des Landes seines Stammes unbewaffnet umhergegangen: Brañô, wie man ihn genannt hatte, benutzte seinen Speer als Wanderstab und den ovalen Schild hatte er an dessen Riemen am Rücken festgezurrt.
"
Drei Wochen...", begann er schliesslich zu grummeln, "
drei Wochen ohne jemanden zum reden, keine Musik, keine Frauen... Oh, beim Esus, beim Taranos und beim Teutatis! Wenn ich nicht bald wieder mal irgendwo Gesellschaft bekomme, werde ich wahnsinnig!" Wie er so dahin redete, merkte er nicht, wie er an einer Höhle vorbeiging, in der zwei Gestalten hockten. Und er merkte auch ihre Blicke nicht, als er, völlig in seine Nörgelei versunken, weiterging und seine Schritte in Richtung des nächsten Dorfes führte. Angeblich sollte sich hier in der Nähe eine kleine Siedlung stehen, die die Römer und Griechen aufgebaut hatten.
Solang' es dort eine Raststätte gibt, wo ich meine Füsse ausruhen kann, soll's mir Recht sein, wer dort das sagen hat, sogar wenn es diese dämlichen Sandalen sind!, ging es Brañô durch den Kopf.
Sandalen, das war seiner Meinung nach die beste Beschreibung für diese komischen Kerle, die über das Land marschierten und alles im Namen ihrer dämlichen Republik oder ihres dämlichen Reiches beanspruchten... Er bemerkte, wie sich sein Griff um seinen Speer verkrampfte. Das war nicht gut, Nervosität durfte er sich nicht erlauben. Er
würde es sich nicht erlauben. Es waren schliesslich nur Römer und er kam ja nicht, um mit ihnen zu kämpfen. Alles, was er wollte, war zu lernen. Die Welt bereisen und ihre Geheimnisse lüften. Er, Brañô von den Alamannen, war einer der wenigen, die noch die aussterbende Lehre der Druiden angetreten waren. In seiner Sippe war ein kleiner Rest der übriggebliebenen Helvetier aufgegangen und sie hatten ihre vergessenen Bräuche mitgebracht. Nicht ohne Stolz bezeichnete sich der Wanderer schon jetzt als einen "Druiden", da er bereits viel mehr wusste um die Bräuche seines Stammes, ihre Herkunft, ihr Wissen in der Heil- und Schmiedekunst und den religiösen Ritualen, die die Stämme praktizierten, als so manch anderer. (Allerdings darf man dabei nicht vergessen, das der Bildungsstandard zu dieser Zeit nicht sonderlich gross gewesen war, weswegen das noch lange nicht das Allwissen ist, dass sich unser Druiden
lehrling einbildet zu besitzen
)
Schliesslich kam er an die Tore des umzäunten Dorfes - Wo ihn bereits einige Legionäre erwarteten. "
Halt, im Namen der Republik Rom. Was willst du, Barbar?", leierte der eine der beiden desinteressiert. Brañô verstand leider nur Brocken, da er Latein leider nur gebrochen beherrschte. Aber das Wort "Barbar" kannte er all zu gut und er wusste, dass die Römer und Griechen es benutzten, um abfällig über die "Nicht-Römer" herzuziehen. Um sich besser verständigen zu können, zog er den Schal von Mund und Nase und zog die Kapuze zurück, was seinen zu vielen Dünnen Zöpfen geflochtenen Haarschopf offenbarte: Das Haar selber war dunkelbraun, doch schien es im Licht der aufgehenden Morgensonne leicht rötlich. Dem Gesicht nach war Brañô nicht älter als vielleicht siebzehn, achtzehn Sommer, auch wenn ihm bereits einige dichte Bartstoppeln wuchsen."
Guten Tag, die Herren", begrüsste er die beiden Legionäre erstmal und versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen. "
Ich möchte hier nur vorübergehend bleiben und dann weiterziehen, ich mache bestimmt keinen...ähm... Wie hiess das nochmal?" Der kurzgewachsene Alamanne kratzte sich grüblerisch am Kinn und suchte nach dem richtigen Wort im Latein. Was mussten diese Sandalen auch so eine komlizierte Sprache erfinden! "...
Ärger! Genau! Ich mach' bestimmt keinen Ärger. Ich will wirklich, wirklich nur ganz kurz hier ausruhen." Er lächelte hoffnungsvoll, die Legionäre hingegen schauten sich erst gegenseitig an und machten dann widerwillig Platz. "
Die Waffen lässt du schön hier, dann darfst du rein, Barbar."
Na toll! Jetzt auch noch meine Waffen abgeben und wenn ich die dann wieder haben will, ist sie den beiden auf einmal "verloren" gegangen..., dachte der Wanderer grimmig, doch liess sich nichts anmerken und gab den Speer ab. Den Schild konnte so knapp hineinschmuggeln, anscheinend war den beiden das schlicht gefärbte Holz nicht aufgefallen.
Hee hee! Dämliche Sandalen..., grinste er in sich hinein und machte sich dann schnell auf in die nächstbeste Taverne. Dort angekommen stiess er herzhaft die Tür auf und wollte bereits fröhlich ein Liedlein pfeiffen, als ihm gleich
drei hochrangige Offiziere, wie es schien, ins Auge fielen. In seiner Muttersprache fluchte er dann: "
Beim Teutatis! Ja, sind die denn hier überall?!"
>So, bin dann auch mal dabei.
<